Die nächsten Posts werden sich mehr um den zweiten Teil unserer Reise drehen – um die japanischen Alpen
Holadihi, Holadiho!
Aufi gehts!
Die japanischen Züge sind immer pünktlich (wenn sich keiner vor diesen wirft), so sagt man, doch es gibt eine Gegend in Japan, die bekannt für ihre verspäteten Züge ist! Doch dazu später.
Am 20. Juli sind wir – frei von Bettwanzenbissen (yeah!) – von Magome aufgebrochen, um nach Fujimi zu fahren. Zuerst ging es zu den Schließfächern von Magome, wo wir unser Gepäck zusammenführten und dann zur Bushaltestelle am Ortseingang von Magome, wo wir in den Bus nach Nakatsugawa stiegen.
Aussicht von der Bushaltestelle aus |
Nach einer knappen halben Stunde kamen wir am Bahnhof von Nakatsugawa an, wo wir uns direkt die Fahrkarten kauften. Da das Wetter zu schlecht war, um sich noch im Ort umzusehen, beschlossen wir mit dem nächsten Zug nach Shiojiri weiterzufahren. Wir kauften uns eine Kleinigkeit zu Essen und warteten auf den Zug.
Unsere Strecke vom 20. Juli 2012
Größere Kartenansicht |
Auf dem Bahnsteig trafen wir eine ältere Dame, die uns anstrahlte und fragte, woher wir kämen. Sie war verwundert und erfreut darüber, einen Gaijin-san so weit ab von touristisch interessanten Städten, d.h. auf dem Land (im Inaka) anzutreffen. Begeistert erzählte sie uns von ihren eigenen Reisen in Europa und von den Jahren, die sie in Großbritannien verbracht hat und verkürzte uns somit die Wartezeit.
Als unser Zug eintraf, hatte er schon 30 Minuten Verspätung. Das muss man sich mal vorstellen: in Japan 30 Minuten - das glaubt einem doch niemand! Niemals! War aber so, und es sollte noch dicker kommen.
Als wir zum Zug gingen um einzusteigen, überholte uns eine rasende Wandergruppe älteren Semesters, um als Masse im Zug zu verschwinden, sobald sich die Türen öffneten. Als wir drinnen waren, merkten wir auch weshalb. Der Zug war voll (zumindest die Sitzplätze), und die gerade frei gewordenen Plätze wurden sogleich von der Wandertruppe besetzt.
Senioren-Wandergruppe auf Tour |
Als sich der Zug in Bewegung setzte, hörten wir einen Aufschrei: "Mein Koffer, wo ist mein Koffer? Mein Koffer ist weg! Aaannnhaaaaalteeen!" Der Begleiter der schreienden Dame versuchte sie zu beruhigen, doch sie war ganz aufgelöst. Erst als der Mann lachte und sagte: "Schau doch mal - direkt hinter dir!", und sie ihren Koffer entdeckte, der direkt hinter ihr stand, den sie aber vor lauter Aufregung übersehen hatte, beruhigte sie sich mit einem tiefen Seufzer.
Bis nach Shiojiri (südlich von Matsumoto) verbrachten wir die Fahrt im Stehen und erfreuten uns der wunderschönen Landschaft.
木曽川 Kiso-gawa |
Zwischen Minokamo, Gifu und Inuyama, Aichi wird der Kiso-gawa auch "Japanischer Rhein" 日本ライン genannt (wegen seiner Windungen und Ähnlichkeiten mit unserem Rhein).
Shiojiri-Station |
Da der Zug ja schon Verspätung hatte, verpassten wir in Shiojiri natürlich auch den Anschlusszug nach Fujimi. Dort gab es dann auch sogleich die ersten aufgeregten Diskussionen, warum der Zug Verspätung hatte, was JR gedenke zu tun, und wer für die Unannehmlichkeiten aufkäme.
Ein junger Mann fing eine Diskussion mit dem Schalterpersonal an und hielt den ganzen Verkehr auf. Die Schlange vor dem Schalter wurde immer länger, worauf sich die Schlange wiederum über den Kopf da vorne aufregte.
Das war vielleicht ein Getümmel und eine Aufregung – ein einziges Tohuwabohu auf japanisch! – und der Regen wurde auch noch immer schlimmer.
Nach weiteren 45 Minuten auf dem Bahnsteig konnten wir die Fahrt gen Süden wieder aufnehmen.
Sie sollte eigentlich 50 Minuten dauern, doch der Zug blieb immer wieder in den Bahnhöfen längere Zeit stehen.
Dramatik |
Aoyagi-Station-HDR |
Aoyagi-Station |
In Aoyagi war dann erstmal Schluss, wir waren mittlerweile schon 2 Stunden auf der 50 Minuten-Strecke unterwegs. Nach einer weiteren Stunde kam dann die Durchsage, dass der Zug aufgrund des großen Regens nur noch 2 Stationen weiter, bis nach Fujimi, fahren würde, und dann nicht weiter! Alle müssten dann raus! Da hatten wir ja noch Glück, da unser Ziel sowieso Fujimi war.
Für den Schaffner war der Weg durch den Zug ein einziger Spießrutenlauf, da er von allen angepflaumt wurde und sich rechfertigen und entschuldigen musste, obwohl er ja nichts dafür konnte!
Stillstand in Aoyagi |
Gelangweilt und verärgert |
... und einer muss büßen |
Der arme Schaffner muss herhalten und sich entschuldigen |
In Fujimi entleerte sich der Zug gezwungenermaßen, auch die Wandertruppe stand ganz verloren auf dem Bahnsteig.
Fujimi-Station |
Was nu? – Senioren-Wandergruppe ratlos! |
Nur ein großer, ein wenig angejahrter Panda begrüßte uns draußen mit einem freundlichen Lächeln.
Panda mal anders |
Es kann halt auch anders kommen in Japan – als nur pünktlich!
Zumindest hier!
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