Wir mögen Tiere, auch solche, die gewöhnungsbedürftig sind. Aber wir mögen auch nicht alle Tiere.
Am Abend des 18. Juli, also am Abend vor unserer Weiterreise nach
Magome, lasen wir durch Zufall im Netz, dass es in unserer Minshuku in Magome
Bettwanzen geben soll.
P A N I K !!!
Wir schauten sofort, ob wir noch stornieren konnten, das ging aber natürlich am
Vorabend nicht mehr, ohne die gesamten Übernachtungskosten zu verlieren,
die nicht unerheblich waren, auch wenn es sich "nur" um eine Minshuku
handelte - naja, schließlich handelte es sich ja um eine Unterkunft in
einem Bilderbuchdorf auf dem Nakasendō,
Aber nun zu den Bettwanzen: Ich fühlte mich an meine erste und letzte Begegnung mit Bettwanzen in einer riesigen
Billigabsteige in London vor zig Jahren erinnert. Auch wenn häufig
behauptet wird, dass Bettwanzen nicht alle Menschen mögen, wusste
ich aus leidvoller Erfahrung, dass ich leider zu der Gruppe zählte, die sie nur zu gern
anzapften.
Sollten wir uns eine Alternative suchen? Dazu hatten wir weder die Zeit noch die Mittel. Und wer sagt denn, dass es woanders keine Bettwanzen gibt??? Fieberhaft überlegten wir, was wir tun sollten.
Die
hektische Suche nach irgendwelchen Chemikalien in den Drugstores führte zu
nichts. Es gab jede Menge Gift gegen Kakerlaken und anderes Getier, aber
nicht gegen Bettwanzen oder mein Casio-Übersetzer hat Mist gebaut, wir
wissen's nicht. Unsere Sorge galt nicht nur den fiesen, extrem
hartnäckigen Bissen auf der Haut, sondern auch und vor allem der Gefahr, diese
Viecher zu verschleppen.
Aus diesem Grund kauften wir
schließlich riesige Mülltüten, in die
wir die Rucksäcke packen wollten, damit sich die Viecher nicht in unser
Gepäck schmuggeln konnten. Klebeband zum sicheren Verschließen der
Mülltüten hatten wir noch zur Genüge, weil wir zuvor Samohts Rucksack
notdürftig zusammengeflickt hatten. Wir hatten
sogar Outdoor-Bettlaken dabei, die gegen Insekten imprägniert sind. Die
hatten wir eigentlich gegen Mücken und evtl. unsaubere Unterkünfte eingepackt, daher hatten wir natürlich keine Ahnung, ob sie uns auch vor Bettwanzen
schützen würden...
Mit einem entsprechend mulmigen Gefühl setzten wir also am folgenden Tag unsere Reise fort. Im Nozomi fuhren wir zunächst nach Nagoya und nahmen dort einen Kōsokubasu
(= Autobahnbus) direkt nach Magome. An der Autobahn bei Magome packten
wir zunächst im Grünen unser Gepäck um.
Auf dem Weg von der Autobahn nach Magome |
Uns war nämlich die Idee
gekommen, dass wir - wenn es auch in Magome, wie in allen
japanischen Orten, die wir je besucht haben, Schließfächer gibt - nur die allernötigsten Utensilien
in unsere Unterkunft mitnehmen und den Rest in die Schließfächer
schließen könnten.
Wir hatten Glück! Nach einem kurzen, heißen Marsch von der Autobahn bis in den Ort hinein fanden wir - wenn auch kleine, aber immerhin - Schließfächer! Wir nahmen unsere großen Rucksäcke auseinander, damit sie und deren Inhalt in 4 kleine Schließfächer passten. Nur noch mit dem Nötigsten (d.h. Waschkram, Mülltüten, Klebeband und Anti-Insektenlaken) in je einem kleinen Tagesrucksack bewaffnet, setzten wir unseren Weg fort.
Wir hatten Glück! Nach einem kurzen, heißen Marsch von der Autobahn bis in den Ort hinein fanden wir - wenn auch kleine, aber immerhin - Schließfächer! Wir nahmen unsere großen Rucksäcke auseinander, damit sie und deren Inhalt in 4 kleine Schließfächer passten. Nur noch mit dem Nötigsten (d.h. Waschkram, Mülltüten, Klebeband und Anti-Insektenlaken) in je einem kleinen Tagesrucksack bewaffnet, setzten wir unseren Weg fort.
Ankunft im malerischen Magome |
Wir beschlossen, in der Herberge Bescheid zu sagen und dann mit dem Gepäck unsere Wanderung nach Tsumago entlang des Magome-Tōge zu unternehmen und erst nach der Rückkehr einzuchecken. In unserer Herberge, die sehr hübsch und gepflegt aussah, wurden wir herzlich willkommen geheißen. Man informierte uns darüber, dass sowohl in Tsumago als auch in Magome alle Restaurants um 17 Uhr schließen, aber dass die Wirte uns zur Not noch eine Kleinigkeit zubereiten könnten, sollten wir hungrig zurückkehren.
So begannen wir unsere Wanderung auf dem berühmten Weg, den laut Yoshikawa schon Musashi mit Otsū und Musashis Schüler Jōtarō vor so vielen Jahrhunderten gegangen sind. Die Wanderung war trotz der sengenden Hitze, die schon Kopfschmerzen bereitete, wunderschön.
Wir sind an zig Bärenglocken vorbeimarschiert, waren aber gut geschützt, weil Samoht sich eine Bärenglocke an seinen Rucksack geschnallt hat und sich anhörte wie eine Almkuh.
Als die Hitze unerträglich wurde, kamen wir am Otaki und Metaki (der männliche und weibliche Wasserfall) vorbei, deren Gischt für eine herrliche Abkühlung sorgte.
Otaki
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Otaki
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Metaki |
Auf dem Weg nach Tsumago |
Ankunft in Tsumago |
Wir aßen Kakigōri und wollten
dann völlig erschöpft schauen, wo der Bus nach Magome abfährt - dann
gab es DEN Wolkenbruch, den unser 16 Uhr-Foto vom 19.07. (1600-uhr-bild-19072012) festgehalten hat.
Auf unserer Wanderung waren wir im
Wald auch einer Schulklasse begegnet, von der Samoht begeistert auf
Englisch begrüßt wurde.
Die trafen wir dann am späten Nachmittag in
unserer Minshuku wieder. Ich konnte erst ab 18:30 duschen, da die
Schulklasse sowohl die Damen- als auch die Herrenbäder durcheinander
benutzte. Als ich dann ins Bad kam, waren alle Ausgüsse mit dicken
Haarbüscheln und Seife verstopft, so dass das Wasser gar nicht mehr
abfließen konnte. Es war eine ziemlich eklige Angelegenheit. Danach
haben wir alle Rucksäcke in Mülltüten verpackt,
um die Futons herum ein Tape mit der Klebeseite nach oben geklebt, so dass die Bettwanzen - sollten sie die Idee haben, zu uns zu spazieren, daran klebenbleiben mussten. Nachdem Samoht ein paar Mal selbst am Tape hängenblieb und es fluchend neu kleben musste, haben wir uns mit Autan eingeschmiert, uns in die Anti-Insektenlaken gewickelt und die ganze Nacht das Licht brennen lassen, weil mir nach meinem Londoner nightmare jemand gesagt hatte, dass die Wanzen erst bei Dunkelheit herauskämen.
Es war, wie man sich unschwer vorstellen kann, eine herrlich entspannte Nacht.
Aber wir sind
unversehrt da wieder herausgekommen und haben keine Bettwanzen nach Fujimi verschleppt.
Wir wissen nicht, weshalb wir unversehrt aus dieser Sache herausgekommen sind. Vielleicht war das, was wir im Netz gelesen hatten, ein Fehlalarm und es gab dort gar keine Bettwanzen. Vielleicht haben wir uns nur verrückt gemacht, statt unseren Aufenthalt in dieser wunderschönen Gegend einfach zu genießen. Vielleicht hatten wir Glück und unser Zimmer war nicht befallen. Vielleicht aber hat eine oder haben mehrere unserer Maßnahmen eine unliebsame Begegnung verhindert.
In jedem Fall ist uns nichts passiert und abgesehen vom Damenbad nach der Heimsuchung durch die Schulklasse hatten weder die Wirte noch die Unterkunft uns einen Anlass zur Klage gegeben, im Gegenteil. Daher haben wir beschlossen, hier den Namen unserer Herberge nicht bekannt zu geben.
Magome am Abend |
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