Modorimasu

Modorimasu – Blog zur Japanreise im Sommer 2012, 2019 und Un-/Interessantes in und rund um Japan

Donnerstag, 30. August 2012

Gion Matsuri

Ist es schön, dass man in Kyoto weilt, wenn eines der wichtigsten Sommerfeste Japans steigt? 

J A  und  N E I N.

JA, weil man Zeuge eines uralten Festes wird, sich in das Getümmel stürzen kann und sicherlich einiges  zu Gesicht und vor die Linse bekommt, was man zu anderen Zeiten vergeblich suchen würde. 

Das Gion Matsuri ist ein religiöses Fest, das mit der Shinto-Religion in Verbindung steht. Erstmals wurde das Fest, das jedes Jahr fast den ganzen Monat Juli andauert, in der zweiten Hälfte des 9. Jahrhunderts gefeiert, als eine Epidemie Kyoto heimsuchte, es aber den Menschen gelang, mit Reinigungsritualen und Zeremonien die Kami zu besänftigen und schließlich das Ende der Epidemie herbeizuführen. Im Zentrum dieses Festes steht der Yasaka-Schrein im Gion-Viertel. Der Yasaka jinja ist Susano-no-o-mikoto, dem Kami des Windes und des Meeres, geweiht.


 
Yasaka jinja am Abend des Yoiyama 2012



 
Omiskoshi (tragbare Schreine) des Yasaka jinja



Die Feierlichkeiten finden ihren Höhepunkt am 17. Juli, an dem ein Festumzug mit über 30 Wagen stattfindet (Yamaboko Junkō). Es gibt zwei Typen von Festzugswagen, die kleineren und leichteren Yama, die getragen werden, und die großen und schweren Hoko, die Räder haben. Diese werden in den Tagen vor dem 17. Juli in den Straßen geschmückt und ausgestellt.
















In den drei Tagen vor dem Yamaboko Junkō (Yoiyoiyoiyama = 14.07., Yoiyoiyama = 15.07. und Yoiyama = 16.07.) verwandelt sich die Innenstadt Kyotos um den Shijō-dōri in eine riesige Fußgängerzone. Die Menschen strömen, in farbenfrohen Yukata gekleidet, in die Innenstadt.


An diesen Tagen haben Verkehrspolizisten alle Hände voll zu tun




An diesen Tagen kann man auch die Hoko besichtigen





Alteingesessene Kaufmannsfamilien der Stadt stellen ihre Familienschätze aus. 


Menschen versammeln sich vor einem solchen Haus

Alte Familienschätze


Die Straßen werden in dieser Zeit von vielen Ständen gesäumt, die typisches Straßenessen wie Takoyaki, Okonomiyaki, Yakitori, Yakisoba, Dango oder aber auch "Frankufuruter" anbieten.

Takoyaki


Okonomiyaki auf Stäbchen gerollt

Dango

Japanische "Frankfurter"

Andere Stände verkaufen Plastikmasken für Kinder oder bieten "Angelspiele" an. Gegen Bezahlung erhält der Kunde eine Schüssel und ein Schöpfinstrument aus Draht oder Plastik, das mit Papier bespannt ist, welches sehr schnell reißt, wenn es mit Wasser in Berührung kommt. Mit diesem Schöpfinstrument versucht der Kunde, so viele bunte Flummis oder aber - und das ist gar nicht schön - so viele Goldfische wie möglich aus einem mit Wasser gefüllten Becken in die Schüssel zu fischen. Die so in die Schüssel gelangten Goldfische werden dann in eine mit Wasser gefüllte Tüte verfrachtet, die Tüte wird zugeknotet und der Kunde läuft dann mit diesen armen, eingetüteten Fischen in der Hand durch die heiße Sommernacht. Ich möchte nicht wissen, in welchem Zustand sie dann das Haus des Kunden erreichen. 



Die Flummis werden je nach Anzahl gegen unterschiedliche Preise eingetauscht. Es ist durchaus interessant zu schauen, was an einigen dieser Stände so passiert. Wir haben nicht nur einmal beobachtet, dass es Kunden gibt, die ihre bloße Hand zu Hilfe nehmen und ganz viele Flummis in die Schüssel schaufeln, wenn der Standbesitzer mal gerade nicht guckt.

Erwischt!

Aber nun zurück zur Eingangsfrage - ist es wirklich schön, sich in dieser Zeit in Kyoto aufzuhalten?

Noch ein JA, denn in dieser Zeit kann man in Ruhe Sehenswürdigkeiten außerhalb der Stadt besuchen, die relativ leer sind, während in der Stadt der Bär los ist.

Aber nun zu den Gründen, die für ein NEIN sprechen:
  • Die Unterkünfte sind zu dieser Zeit mit Abstand am teuersten.
  • Die öffentlichen Verkehrsmittel sind nicht nur zur rush hour überfüllt.
  • In den Straßen der Innenstadt kann man sich gar nicht mehr selbstbestimmt bewegen.
  • Restaurants und Lokale sind überfüllt.
  • Es macht keinen Spaß, den Nishiki Market zu besuchen, weil es einfach zu voll ist.

So kann man weder bummeln noch einkaufen.

Also haben wir uns am Tag des Yamaboko Junkō aus dem Staub gemacht und sind nach Uji gefahren, um uns Byodo-in anzuschauen und um auf dem Rückweg in den Bambushainen des Fushimi Inari Taisha herumzuirren. Natürlich wäre es interessant gewesen, dem Festzug beizuwohnen und zu schauen, wie die Hoko mit Hilfe von Planken zum Abbiegen gebracht werden, aber wenn man - wie wir - kein Freund von Massenaufläufen ist, ist man zu dieser Zeit woanders besser aufgehoben.

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