Modorimasu

Modorimasu – Blog zur Japanreise im Sommer 2012, 2019 und Un-/Interessantes in und rund um Japan

Samstag, 1. Dezember 2012

Auf der Suche nach Ryusen-no-taki I


Als wir unseren Mietwagen in Chino abgeholt hatten, hatten wir uns mit einem Stapel Broschüren mit Informationen über die Gegend um den Yatsugatake herum eingedeckt. Der Yatsugatake besteht aus zwei markanten vulkanischen Gebirgsketten, die sich über die Präfekturen Nagano und Yamanashi erstrecken und bei gutem Wetter sehr gut von Fujimi aus sichtbar sind. Nachdem wir uns das Informationsmaterial an einem regnerischen Abend gründlich angeschaut hatten, hatte Samoht in einer der vielen Broschüren ein sehr schönes Foto von einem Wasserfall, Ryusen-no-taki, in Tateshina-gosensui-shizen-en am Fuße des Tateshina-yama entdeckt und wir beschlossen, dorthin zu fahren, sobald das Wetter es zulassen würde.

So machten wir uns am ersten Tag, an dem sich der Yatsugatake am Horizont zumindest erahnen ließ, auf den Weg Richtung Chino. Aber bevor wir die Panorama-Bergstraße Venusline ansteuern konnten, mussten wir noch unbedingt erst weiter nach Kamisuwa fahren, um uns anzuschauen, wo wir den Wagen am Tag unserer Abreise abgeben würden und wo schließlich der Kōsokubasu in Kamisuwa Station Richtung Shinjuku abfahren würde. Kamisuwa ist eine kleine Stadt am Suwa See, die ich als Kind häufig mit meinen Eltern besucht habe.

Suwa-ko






Ich kann mich noch sehr genau erinnern, dass ich unbedingt auf dem Hakuchōmaru, dem kitschigen Schwanenboot, fahren wollte, aber ich weiß nicht mehr, ob ich jemals meinen Willen durchgesetzt habe. Es war schon komisch, nach so langer Zeit wieder am Ufer des Suwa-ko zu stehen und den Hakuchōmaru zu sehen, so als wäre seitdem die Zeit stehen geblieben.


Hakuchōmaru


Aber eigentlich ist es nicht ganz richtig – der Hakuchōmaru hat sich schon ein wenig verändert, es gibt jetzt sogar eine Schwanenkönigin mit einer kleinen Krone auf dem Kopf und einem Schwanenbaby auf dem Rücken.




Dass der Hakuchōmaru sogar Wimpern hat, hatte ich als Kind nie bemerkt. Aber auf alten Fotos konnte ich dann doch feststellen, dass er schon in jenen fernen Zeiten lange Wimpern hatte.




Darüber hinaus hat er einen artfremden Freund bekommen, den ich nicht sonderlich schön fand – ein Schildkrötenboot mit einem Schildkrötenbaby auf dem Rücken. Nicht dass der Hakuchōmaru so schön wäre, aber zumindest weckt der Kindheitserinnerungen.







Nachdem wir unsere Erledigungen hinter uns und uns auch am Hakuchōmaru satt gesehen hatten, fuhren wir wieder zurück nach Chino und wollten auf die Venusline Richtung Tateshina fahren, was uns jedoch mindestens drei Mal misslang. Wir kamen immer wieder auf eine Straße, auf die wir nicht wollten und irgendwie schafften wir es nicht, die richtige Straße zu finden, um von dort auf die Venusline zu kommen. Nach unserem x-ten Versuch, nachdem ich einen leichten Drehwurm zu verspüren glaubte, bildeten wir uns schließlich beide ein, nun endlich die richtige Straße gefunden zu haben und auf der Venusline zu sein. Wie wir es geschafft hatten, war uns auch nicht klar, aber bald wurde es ländlicher und wir genossen trotz des trüben Wetters den grünen Ausblick. Wir fuhren und fuhren und zunächst wunderte es mich nur wenig, dass ich die Orte, an denen wir vorbeifuhren, nicht auf unserer sehr schlechten Karte der Präfekturen Nagano und Yamanashi wiederfinden konnte.

Als wir aber nach einer geraumen Zeit immer noch keinen Schimmer davon hatten, wo wir so ungefähr sein könnten und uns überdies wunderten, dass es kaum bergauf ging, beschlossen wir, an einer Tankstelle zu fragen. Dort erhielten wir den legendären, japanischen Tankstellen-Vollservice und als wir fragten, wo wir denn eigentlich seien, und dem Tankwart unsere Karte unter die Nase hielten, zeigte er uns eine Straße, die unserem Ziel diametral entgegengesetzt lag.

Es fiel uns wirklich schwer, uns zu beherrschen, bis wir wieder die Tankstelle verlassen hatten, dann aber mussten wir über unsere unglaubliche Irrfahrt fürchterlich lachen. An der nächsten Haltemöglichkeit hielten wir erneut an, um unsere Karte zu studieren. Und siehe da - wir waren völlig unfreiwillig auf dem Weg zu einer anderen Sehenswürdigkeit, einem sehr beliebten Ausflugsziel im Frühjahr, wenn die Kirschblüten blühen: Takato.



Größere Kartenansicht

Zur Erläuterung: A ist Takato. Unser eigentliches Ziel befindet sich jedoch bei C, was durch die Legende "Karte Sat etc." verdeckt ist. B war unser Ausgangspunkt, Kamisuwa...

Na gut, sagten wir uns. Dann fahren wir eben nach Takato, denn jetzt den ganzen Weg wieder zurückzufahren, um sich in Chino erneut zigmal zu verfransen und dann den Weg nach Tateshina zu suchen um schließlich Ryusen-no-taki zu finden, war der Tag doch zu weit fortgeschritten. So entfernten wir uns immer weiter von unserem ursprünglichen Ziel und kamen schließlich in Takato, einem verschlafenen Ort an. Wir parkten auf einem großen, verlassenen Parkplatz, denn am Nachmittag eines Sommertages kam keiner nach Takato, um sich im Joshi-koen (Castle Ruin Park) die Kirschbäume anzuschauen, die nicht blühen. Aber das war für uns durchaus reizvoll, denn die Parkanlage war trotzdem sehr schön und vor allem nicht überlaufen.


Eingang in den Castle Ruin Park von Takato

In diesem Park stand einst die Burg des Feudalherren Naito, dessen Clan die Stadt vom Ende des 17. bis Ende des 19. Jahrhunderts kontrolliert haben soll. In diesem Park gibt es laut Japan National Tourism Organisation über 1.5000 Kohigan-zakura Kirschbäume, die Jahr für Jahr für einen atemberaubend schönen Hanami sorgen. Die Blüten dieser Kirschbäume zählen wohl zu den schönsten in ganz Japan. Sie haben kleinere und rötlichere Blüten als andere Kirschbäume, wovon wir uns leider nicht überzeugen konnten.








































 
Diese Vier gehörten zu unseren seltenen Begegnungen im Takato Joshi-Koen



Einige dieser Kirschbäume sollen 130 Jahre alt sein.


Bevor wir uns wieder auf den Rückweg machten, entdeckten wir noch in der Nähe unseres Parkplatzes eine alte Schule, die man besichtigen konnte.
















Nachdem wir uns auch dort ein wenig umgeschaut hatten, machten wir uns wieder auf die Rückfahrt Richtung Chino und fuhren durch die schöne, grüne Landschaft wieder zurück nach Hause.







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