Modorimasu

Modorimasu – Blog zur Japanreise im Sommer 2012, 2019 und Un-/Interessantes in und rund um Japan

Sonntag, 2. September 2012

Nijō-jō

Nachdem es uns nicht gelungen war, den Nachtigallenboden bei unserem Besuch im Chion-in kennenzulernen, beschlossen wir, auch einmal einen Profanbau in Kyoto zu besichtigen. So fiel unsere Wahl für Yoiyama, also den 16. Juli, auf Nijō-jō, die riesige Burganlage an der Nijō-dōri, die der Begründer des Edo-Shōgunats, Tokugawa Ieyasu, Anfang des 17. Jahrhunderts als offizielle Residenz in Kyoto unweit des Kyoto Gosho (so heißt der urspüngliche Kaiserpalast) errichten ließ. Der Bau der Anlage wurde erst von Iemitsu, dem dritten Tokugawa-Shōgun, vollendet.

Eigentlich sieht Nijō-jō gar nicht aus wie eine typisch japanische Burg. Unter einer Burg stellen wir uns Bauten wie Matsumoto-jō, Himeji-jō oder Odawara-jō vor. Ja, Nijō-jō fehlt der mehrstöckige Turm, der von weither sichtbar ist. Aber im 17. Jahrhundert soll es einen solchen fünfstöckigen Turm im Bereich des heutigen Honmaru Palastes gegeben haben. Leider ist er bei einem Feuer im späten 18. Jahrhundert abgebrannt und nicht wieder aufgebaut worden.

Aber auch ohne den für eine Festung typischen Bergfried ist Nijō-jō eine beeindruckende Anlage. Das erste, was wir von ihr sahen, war der südöstliche Eckturm am äußeren Burggraben:



 Durch den mächtigen Higashi-Otemon betraten wir schließlich die Anlage.


Das ist nicht Zanzi

Higashi-Otemon Blick von Innen

Leider war zum Zeitpunkt unseres Besuchs das berühmte Karamon aus der Momoyama-Zeit (spätes 16. Jahrhundert), das innere Tor, das zum Ninomaru Palast führt, wegen Restaurierungsarbeiten nicht zu besichtigen. So kamen wir ziemlich schnell zum Ninomaru Palast, einem Gebäudekomplex auf einer Fläche von mehr als 3.000 m², der aus fünf miteinander verbundenen Palastbauten besteht. Die Art, wie diese Bauten miteinander verbunden sind, soll laut hauseigener Broschüre die Formation einer fliegenden Gruppe Wildgänse nachbilden. Der Baustil wird Shoin-zukuri genannt und wurde in der Muromachi-Zeit (14. - Ende des 16. Jahrhunderts) für Samuraihäuser entwickelt.

Ninomaru Palast










Über dem Eingang befinden sich kunstvoll geschnitzte Reliefs, die in ähnlicher Form auch einige Oberlichter des Palastinneren schmücken.




Eigentlich war das Innere des Ninomaru-Palastes das Highlight unserer Besichtigung. Die riesigen Ausmaße der Räume, die wunderschönen Malereien der Kanō-Schule auf den Schiebetüren (vor allem im Rojunoma im Shikidai, dem Bereich für wichtige Gefolgsmänner des Shōgun, und in Ohiroma, dem Bereich, in dem der Shōgun selbst Feudalherren empfing) und nicht zuletzt der faszinierende Nachtigallenboden in diesem Palast, mit dem sich der Shōgun vor Mordanschlägen schützte, waren absolut sehens- bzw. hörenswert. Leider durften wir nichts von alledem fotografieren. Aber zumindest einen Link zu einer informativen Seite über Nachtigallenboden mit einem Video haben wir hier im Netz gefunden.

Nach einer ausgiebigen Besichtigung des Palastes schauten wir uns noch den Ninomaru Garten an, der von Kobori Enshū, einem berühmten Landschaftsarchitekten, entworfen wurde.


Graureiher im Ninomaru Garten







An den Ninomaru Garten schließt sich der innere Burggraben an. Honmaru und Ninomaru sind durch die Honmaru Brücke verbunden.

Honmaru Brücke




Der heutige Honmaru Palast, der im späten 19. Jahrhundert vom Kyoto Gosho hierher versetzt wurde, ist normalerweise für Besucher nicht geöffnet. So liefen wir durch den Honmaru Garten und schauten uns vor allem die dicken Mauern des Honmaru-Komplexes an.









Innerer Burggraben

Natsumikan (Sommermandarinen) auf der Mauer des Burggrabens

Wir liefen noch zwei Mal um den Honmaru-Komplex herum und sahen uns die Lagerhäuser und die Obstgärten an und gingen auf dem Weg zurück zum Higashi-Otemon auch am schönen Seiryu-en (Garten) vorbei. Es war ein wirklich lohnender Besuch an einem wunderschönen Sommertag!


Verzierung einer alten Glocke im Ninomaru Garten

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