Modorimasu

Modorimasu – Blog zur Japanreise im Sommer 2012, 2019 und Un-/Interessantes in und rund um Japan

Dienstag, 4. September 2012

Ein Restaurant ohne Namen!?

Nach einem Spaziergang im Gion-Viertel am 16.07.2012 war es mal wieder soweit. Unsere Mägen stülpten sich langsam nach außen und schnappten nach allem Essbaren. Wir mussten unbedingt etwas dagegen tun, bevor noch Unschuldige verletzt würden.
Da es schon spät war, gab es nicht mehr so viele offene Läden. Der erste noch offene, war ein schmuddeliger Laden mit einem roten Lampion, auf dem "Horumon" stand.
Etwas uselig sah er schon aus. Sauber, naja geht so, aber für Innereien nicht steril genug, schließlich waren wir ja noch am Anfang der Reise und das Ende wollten wir auch noch erleben – also weiter gesucht, denn viel Zeit hatten wir nicht mehr, wollten wir verhindern, dass unsere Mägen mit Selbstverdauung drohen!
Da sah ich einen kleinen Laden, klein, eine Theke, 4 Tische, junge Leute zum Teil tätowiert und Edamame essend und Bier trinkend an der Theke.





"Sieht doch nett aus, oder Schatz"

Ja schon, aber da ist kein Schild vor der Tür, keine Fahne, noch nicht mal ein Name - das ist gefährlich!

"Gefährlich? Wieso? Die sehen doch alle ganz nett aus!"

Wenn draußen nichts ist, weißt du nicht, was es drinnen gibt. Solche Läden sind manchmal sauteuer.
"Ich gehe mal rein fragen!"

Das machst du aber alleine. Ich frage nicht für dich!
"OK, kommst du mit rein?"

Grummel!!!! @-arghh $ schnaub!!!!!!!!
"Sorry, is it still possible to have something to eat?"

Große Augen, kleiner Geist - "Shosho omachi kudasai", weg ist sie - ab zum Cheffe! Tuschel, tuschel, rauscht an uns vorbei und kommt mit einem Schild wieder, wo ganz viel in Kanji daraufsteht. Jetzt bekomme ich aber große Augen!
So, jetzt muss ich da durch. Ich setze gerade zu einer neuen Salve englischer Fragen an, da hilft mir Zanzi doch mit japanischer Konversation. Die Kellnerin bittet uns Platz zu nehmen und was macht sie wieder?
Sie, also wieder weg zum Cheffe - tuschel, tuschel, flitzt wieder an uns vorbei, und kommt mit einem neuen Schild wieder, wo ein kleines Menu für 8.000 Yen pro Person gepriesen wird.
Jetzt werden meine Augen noch größer und mein Magen immer kleiner. Zanzi sagt ihr, dass wir nur einige Kleinigkeiten ihrer Empfehlung zum Bier wollen. 
Na, was nun - rischtiiisch- schwups zum Cheffe - tuschel, tuschel - flitzt jetzt nicht vorbei und bringt ein neues Schild, sondern faselt etwas von einer Kleinigkeit vom Fisch, und bei einigen Fragen von uns reagiert sie nicht.
Jetzt bitte nicht wieder weglaufen und den Cheffe fragen! Wir setzen uns, und bestellen erst mal 2 Bier auf den Schreck. Es kommt natürlich eines der teuersten - und leckersten - Biere (Yebisu).
Zanzi legt natürlich sofort los: "Siehste, habe ich dir doch gesagt. Wenn schon so ein Bier kommt, was meinste denn kommt als nächstes an Kleinigkeit? Fisch wie am Nachbartisch für 10.000? Jetzt können wir natürlich auch nicht mehr so einfach hier weg!"
Nach 25 Minuten kommt sie mit 2 kleinen Schüsselchen mit Salat. Erzählt uns etwas von gut umrühren und so, und? Genau - weg isse!
Salat, genauer Mizuna, hat sie nicht etwas von Fisch gefaselt?
Also noch 2 Bier bestellt, Augen zu und durch! Dann halt untergehen mit wehenden Fahnen - nur nichts anmerken lassen.
Mittlerweile zahlen einige ihre Kleinigkeiten mit 2 - 3 Zehntausender. Schluck! Wenn hier jetzt noch Tabledance wäre, würde ich mich ja nicht wundern, aber soo?
Da war er wieder - der gutgläubige Gaijin, der dachte: "Ich gehe mal kurz rein fragen - irgendeiner wird in Kyoto doch ein bischen Englisch sprechen, und sich des armen hungrigen Gaijin annehmen!"
Denkste!!

Der Salat war übrigens sehr lecker. Hatte eine rauchige Note.
Nach einer weiteren halben Stunde kam endlich unser Snack. Eine lange Platte mit 10 winzigen Stückchen Sashimi! Auch noch eine gerade Zahl an Fischstückchen...



Sieht nicht nach viel aus, war auch nicht viel, aber war saulecker und der beste Sashimi den wir dieses Jahr gegessen haben.
Also, noch 2 Bier bestellt und es erstmal auf der Zunge zergehen lassen, Mmmhhh!
Danach ging es ans bezahlen. Was wohl auf uns zukommt?
Kreuzchen gezeigt und sie wieder zum Cheffe – tuschel, tuschel.
Cheffe zum anderen Cheffe – tuschel, tuschel – ein kurzer Blick zu uns – kicher, tuschel-OK!
Die Rechnung war dann nicht so günstig wie gehofft, aber auch nicht so teuer wie befürchtet!
Allem in allem doch noch ein netter, wenn auch im Nachhinein doch noch ein hungriger Abend mit einer interessanten menschlichen Begegnung!

Die Kellnerin kam uns noch nach draußen hinterher und schaute nach, wo denn dieser komische Gaijin mit Begleitung hingeht!

Sayonara


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