Heute wollten wir einen längeren Spaziergang durch Kyoto machen, entlang des Tetsugaku no michi (Philosophenweg). Nach einer Busfahrt im Bus 100 zur Haltestelle Ginkakuji-mae besuchten wir die silberne Pagode, die wir heute erstmals gesehen haben. Wir finden sie beide schöner als den Kinkakuji. Dort hörten wir auch erstmals seit unserer Ankunft Zikaden und den Uguisu, der "hooo hokekyo" machte.
Danach machten wir uns auf den Weg entlang des Philosophenwegs. Am Anfang waren noch viele Menschen unterwegs, aber bereits nach ca. 1,5 km trafen wir nicht mehr so viele Menschen, was bei dem schwül-heißen Wetter auch nicht sonderlich verwunderlich war.
Als wir da so daher spazierten, wurde Zanzi von einem älteren Mann mit einem Fahrrad angesprochen. Er fragte sie, ob sie ein wenig Japanisch spräche. Dann schwenkte er vor ihrer Nase einen Zeitungsartikel mit Fotos von merkwürdig bemalten Steinen. Zanzi sah sichtlich verlegen aus und sprach eine Weile mit ihm. Er fuchtelte mit den Steinen vor ihrer Nase herum und sie schüttelte den Kopf und sah irgendwie verzweifelt aus.
Dann sagte sie mir auf Deutsch: "Er hat diese Steine selbst bemalt und möchte sie für 800 Yen verkaufen. Ich habe ihm gesagt, dass es viel zu teuer sei, dass der Euro schwach sei und wir uns auch ohne diese Steine schwer tun. Dann hat er gesagt, er würde uns Rabatt geben und einen Stein unserer Wahl plus Bonbons plus einer Zeitschrift über das Gionfest für 500 Yen geben. Ich glaube wir werden ihn nicht mehr los, ohne unfreundlich zu werden, worauf ich jetzt gerade überhaupt keine Lust habe. Sollen wir uns loskaufen?"
Ich dachte still für mich: 'Und diese Frau sagt mir immer, dass ich mich ständig von komischen Leuten anquatschen lasse....' Aber da sie so verzweifelt schaute, kramte ich in meiner Tasche nach 500 Yen, tat ihr auch den Gefallen, einen Stein auszusuchen: Ich endschied mich für einen Stein, auf dem angeblich der Kiyomizudera und der Nijo-jo zu sehen waren.
Der alte Mann strahlte und kramte Bonbons heraus, gab ihr noch eine Zeitung und redete in einem fort. Zanzi machte alle Anstalten, gehen zu wollen, wurde aber immer wieder durch einen Redeschwall des Mannes aufgehalten. Nach etlichen Verbeugungen beiderseits gingen wir einige Schritte weiter, dann kam er wieder angerannt und zeigte in den Fluss. Er erzählte Zanzi etwas von den winzigen Wasserblumen, die im Fluss blühten und den Tieren, nach denen wir im Wasser Ausschau halten sollten.
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Als wir dann weitergingen, erzählte mir Zanzi, dass der alte Mann ihr gesagt habe, dass wir auf dem Weg einen Schrein mit Mäusen und Affen besuchen sollten. Da Zanzi im Jahr des Affen geboren ist und überhaupt Tiere mag, beschlossen wir, diesen kleinen Abstecher zu machen. Der Otoyo-jinja war sehr ruhig und malerisch gelegen und der alte Mann hatte uns nicht zu viel versprochen. Neben dem typischen Schrein mit Oinarisan gab es tatsächlich Schreine, die von Mäusen- und Affenstatuen bewacht wurden.
Nach diesem Abstecher setzten wir unseren Weg fort bis zum Nanzen-ji, einer Gruppe von Zentempeln, liefen entlang eines Aquädukts, der gar nicht ins Bild passen wollte, zum Kotoku-an und dann weiter in den Wald hinein, da wir den Nanzen-ji Okunoin sehen wollten, von dem wir im Lonely Planet gelesen hatten.
Laut Lonely Planet befindet sich im Wald ein Schrein, der um einen kleinen Wasserfall gebaut ist. Tatsächlich fanden wir unweit des Kotoku-an einen Schrein im Wald und dahinter einen Wasserfall.
Was nicht im Lonely Planet stand, war das, was wir dann sahen, als wir dort ankamen: Im Schatten des Wasserfalls sahen wir zwei nackte - beim genauen Hinsehen halbnackte - Gaijin!!! Was taten die da???
Nach kurzem Zögern gingen wir einfach dorthin und wurden von zwei fröhlichen Amerikanern begrüßt, die uns begeistert erzählten, wie erfrischend der Wasserfall sei. Um den Wasserfall war eine Anlage gebaut, die tatsächlich danach aussah, als sollte man sich dort vom göttlichen Wasserstrahl reinigen und massieren lassen. Nachdem sie uns ein solches Bad ausdrücklich empfohlen hatten, gingen sie fröhlich von dannen.
Kurz darauf kehrte einer von ihnen zurück, da er seine Unterhose vergessen hatte...
Was für ein wunderlicher Ort! Nach einer Waschung im Wasserfall war uns trotz der drückenden Schwüle nicht, also schauten wir uns an diesem Ort noch eine Weile herum. Dann verließen wir den Tetsugaku no michi und setzten unseren Spaziergang zum Chion-in fort, um den laut Reiseführer größten San-mon und die größte Glocke Japans zu sehen. Den San-mon sahen wir - er war wirklich riesig, wenn auch sicher nicht der schönste, den wir bisher gesehen haben.
Aber alles andere war eher enttäuschend, denn Chion-in war eine riesige Baustelle. Man konnte sich weder die Miei-do- und die Dai Hojo-Halle anschauen, die wir wegen der Nachtigallenböden gern besucht hätten, noch konnten wir bis zur großen Glocke vordringen, weil der Weg dorthin gesperrt war. Bis 2019 soll es angeblich so gehen.
Alles halb so schlimm, schließlich hatten wir ja so viel gesehen an unserem ersten Tag! Außerdem fing es an zu regnen und wir waren ein wenig müde.
So liefen wir noch durch das Gion-Viertel, sahen eine Schwalbe im Nest und sogar eine Maiko, die tatsächlich eine zu sein schien und keine verkleidete Touristin war. Dann kamen wir in unserem Apartment an, um dort die Nachricht unseres freundlichen Wirtes zu finden:
Mein Gepäck soll mir morgen zugestellt werden!!! Yeah!
So viel zum ersten Tag, der uns viel Spaß bereitet hat - wir sind froh, hier zu sein, aber schon wieder müüüüdeeee! Bilder kommen daher erst Morgen. Werden hier aktualisiert. Also, hier noch mal reingääähhn, ähh sorry,.......tzsssss, schnarchhhhh, tzss-ts.
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