Nachdem wir hin und her überlegt hatten, ob sich der Aufwand einer schriftlichen Anmeldung und die Kosten eines Besuchs im Saihō-ji im Südwesten Kyotos wirklich lohnen, gaben wir uns einen Ruck und beschlossen, diese kleine Mühe nicht zu scheuen. Schließlich werden wir ein wenig Zeit in Kyoto haben und wahrscheinlich auch froh sein, mal einen Tempel besuchen zu können, der nicht völlig überfüllt ist.
Der Saihō-ji ist vor allem für den von Musō Kokushi im 14. Jahrhundert angelegten herzförmigen Garten und die zahllosen Moosarten, die diesen Garten
bedecken, bekannt und wird auch Koke-dera bzw. Moss temple
genannt. Der hohe Eintrittspreis (3,000 Yen pro Person), der zudem an eine schriftliche Anmeldung gebunden ist, garantiert laut einschlägiger Reiseführer (Lonely Planet, the Rough Guide etc.) einen Besuch in einem Tempel abseits großer Touristenströme. Das hört sich doch gut an - wir lieben Moos in allen Farbnuancen!
Gesagt, getan - die schriftliche Anmeldung mit den erforderlichen Daten (Name, Alter, Beruf, Wunschdatum, Alternativdatum) war schnell geschrieben, eine Postkarte mit unserer Adresse versehen, nun fehlte nur noch der internationale Antwortschein.
Der erste Versuch, bei der Post in unserer Nähe einen solchen zu erstehen, war nicht gerade von Erfolg gekrönt: der Mann hinter dem Schalter wusste gar nicht, was wir wollten und behauptete, nie etwas davon gehört zu haben. Am nächsten Tag starteten wir in der Hauptfiliale der Deutschen Post der Landeshauptstadt von NRW einen neuen Versuch: dort wurde uns mitgeteilt, dass man den internationalen Antwortschein nur noch im Onlineshop der Deutschen Post erhält. Aha, dann hätten wir uns die Rennerei ja eigentlich sparen können - warum haben wir nicht gleich dort geschaut?
Wieder zu Hause suchten wir also im Onlineshop der Deutschen Post nach dem internationalen Antwortschein. Und siehe da, wir fanden ihn! Wir waren FAST an unserem Ziel! Gut gelaunt schoben wir den Antwortschein in den Warenkorb und stellten fest, dass zu den 2 €, die er kosten sollte, 1,95 € Versandkosten hinzuaddiert wurden. So waren wir also bei 3,95 €. Sonderlich nett fanden wir es nicht, aber um endlich unsere Anmeldung schicken zu können, hätten wir das durchaus gezahlt.
Also klickten wir auf den Button: "Zur Kasse gehen".
Was passiert?
"Sie haben den Warenmindestbestellwert von 10,00 Euro noch nicht erreicht." sagt unser Bildschirm...
Langsam fühlten wir uns ein wenig verschaukelt. Aber so nah am Ziel und gutmütig (oder blöd) wie wir sind, überlegen wir uns erst einmal, ob wir nicht doch ein paar Briefmarken brauchen können und schieben dann noch 10 Briefmarken à 55 Cent (Alte Stadt Nara, Yakushi-ji aus der Serie "Weltkulturerbe der UNESCO") in den Warenkorb.
Es fehlen noch 2,50 € bis zu unserem Ziel. Was tun? Vielleicht noch 10 Marken à 25 Cent zusätzlich zu den Marken à 55 Cent für Standardbriefe für das Ausland kaufen??? Tolle Idee...
Doch die Briefmarke Gartennelke ist so hässlich, dass wir keine Lust verspüren, die auch noch zu kaufen. Irgendwann fragen wir uns, was wir da eigentlich tun und wofür wir überhaupt im Begriff sind, 11,95 € zu zahlen und der Post unsere Kontodaten zu verraten.
Der Besuch im Onlineshop endet schließlich in Frust und Empörung darüber, dass wir überhaupt so lange ernsthaft bereit waren, uns so vera.... zu lassen.
Was nun? Also kein Koke-dera? Wegen der Deutschen Post???
Das kann doch nicht unser Ernst sein!
In einer japanischen Post wäre so etwas undenkbar! Dort bietet man älteren Kunden sogar Lesebrillen in drei Stärken an, ganz zu schweigen von Schere, Kleber usw. usf. - (alles Dinge, die bei uns wahrscheinlich ganz schnell Beine kriegen würden, und die es deshalb bei uns nicht gibt - muss man zur Ehrenrettung der Deutschen Post vielleicht hinzufügen...)
Apropos japanische Post... japanische Post... ja natürlich! - wie kann man nur so blöd sein! - Japanische Briefmarken! - Ja, natürlich, irgendwo müssen doch noch unbenutzte Briefmarken von früheren Besuchen herumliegen! Nachdem wir so einige Kisten mit Papierkram durchwühlt haben, sind wir tatsächlich erfolgreich und halten einen Satz Briefmarken à 30 Yen in unseren Händen. Also doch Koke-dera! Wir lassen uns nicht von der Deutschen Post kleinkriegen!!!
Wie wir eine Postkarte in Japan frankieren müssen, ist schnell herausgefunden, aber ob diese Briefmarke noch gültig ist, war nicht so ohne Weiteres feststellbar. Nach allem was uns diese schriftliche Anmeldung an Zeit gekostet hat, kleben wir eine mehr als ausreichende Menge dieser 30 Yen Briefmarken auf die an uns adressierte Postkarte und hoffen einfach darauf, dass diese Marke noch verkehrstüchtig ist. Eigentlich sieht sie aus wie eine Standard-Briefmarke, die nie verfällt, aber weiß man's?
Mal sehen, ob wir noch in diesem Leben im Garten des Koke-dera wandeln werden...
Haha! Herrlich! Deutsche Post = sowas von Fail!
AntwortenLöschenDie Story müsste man mal in sachlichem Ton als Feedback an die Post schicken und darunter kommt dann: "Finde die 7 Fehler!"
Hoffe, dass das mit dem Tempelklappt! :)
Danke, die Hoffnung haben wir noch nicht aufgegeben! Wir werden berichten, wenn's dann so weit ist!
Löschen